Was ist der Ballon D’Orsch?
Seit 2014 wählt eine internationale Jury, der auch die Menschen des FKR angehören, die im jeweiligen Fußballjahr Beschissensten. Die wenig honorable Auszeichnung „Ballon d’Orsch“ wird auch in diesem Jahr nicht aufgrund besonderer spielerischer Leistungen vergeben, sondern ausschließlich auf Grundlage menschenfeindlicher Äußerungen und Aktionen auf und neben dem Spielfeld. Den betreffenden Arschlöchern rollen wir keinen roten Teppich aus, vielmehr zeigen wir ihnen die selbstgezogene Arschkarte.
Die bisherigen Preisträger*innen
Ballon D’Orsch 2014: Shaun Tuck
Ballon D’Orsch 2015: Carlo Tavecchio
Ballon D’Orsch 2016: Widzew Łódź Ultras
Ballon D’Orsch 2017: Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes
Ballon D’Orsch 2018: FC Basel, Wiener Polizei
Ballon D’Orsch 2019: ???
Ausführliche Infos inkl. Begründungen der Jury findet ihr HIER!
Welche Personen oder Organisationen im Fußballkontext haben sich also im 19er-Jahr durch besonders g‘schissenes Verhalten hervorgetan und damit aktiv für den Ballon D’Orsch 2019 beworben? Wer tritt in die klebrigen Fußstapfen der Wiener Polizei und des FC Basel?
Die zehn besten Zitate zum Ballon D’Orsch
„endlich jemand der sagt wie es ist.“
User passiver attacker, Fußball-Blog „Zum runden Leder“
„Der wichtigste
Preis wurde heute Abend nicht in Zürich am #BallondOr, sondern in Wien verliehen. #BallondOrsch“
Sali Zämme,
Kontakt- und Anlaufstelle für Fußballunkultur und Konkordatsprävention
„Würdige Sieger werden eben nur von kompetenten Fachausschüssen gewählt… Das goldene Stück Scheiße geht an…“
Michael Gallia, Legende
„ACAB.
#WienerPolizei #BallonDorsch“
anonymer User,
Twitter
„sogar die chelsea
antisemiten haben wir hinter uns gelassen. 😊“
User
Patzer, FC Basel Fan-Forum
„Die heutige
Massenhysterie zu diversen Themen ist kaum auszuhalten.“
User
Mampfi, FC Basel Fan-Forum
„Arseholes – and
proud of it.“
User
footbâle, FC Basel Fan-Forum
„Im Übrigen finde
ich, hat ganz klar und mit riesigem Abstand die FIFA den Arschgeigenpreis
verdient. Und zwar jedes Jahr. Einfach grundsätzlich.
Dafür, dass sie sich immer noch gemeinnütziger Verein nennen. Dafür, dass sie
den Fussball wissentlich kaputt machen und dafür, dass Infantinos kriminelle
Machenschaften nicht nur geduldet, sondern auch noch gedeckt werden…“
User
Shakespeare, FC Basel Fan-Forum
„wenigstens 1
Pokal 😊“
User
PadrePio, FC Basel Fan-Forum
„Der Oasch sieht aus wie eine Kaffeebohne. Käffchen?“
User Xirah, Fußball-Blog „Zum runden Leder“
And the nominees are …
Phase 1 der Ballon D’Orsch 2019 Abstimmung ist nun abgeschlossen. Sechs Nominierte stehen auf der Abschussliste.Nun bewegen wir uns in Richtung Phase 2: Die Glorreichen Sechs werden zur Abstimmung gebracht. In welchem Rahmen wir in diesem Jahr die Verleihung (Phase 3) durchführen, ist noch unklar. Ob Briefbombe, Glückwunschkarte oder simpler Tweet – alles ist möglich, aber nix ist fix.
Clemens Tönnies
Der Schalke 04-Boss hatte im August 2019 beim Tag des Handwerks in Paderborn gesagt, er würde gerne im Jahr 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. Denn: „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ Ein Reporter der Zeitung Neue Westfälische machte das Zitat öffentlich.
Quelle: https://www.nw.de/lokal/kreis_paderborn/paderborn/22523960_Clemens-Toennies-sorgt-beim-Tag-des-Handwerks-fuer-Kopfschuetteln.html
Ivan Zazzaroni, Chefredakteur des Corriere dello Sport
Im Vorfeld des Spitzenspiels zwischen der AS Rom und Inter Mailand im Dezember 2019 sorgte die italienische Sportzeitung mit einer rassistischen Schlagzeile für Aufruhr – und befeuerte damit das gewaltige Rassismus-Problem im italienischen Fußball weiter. Am Titelbild des Corriere dello Sport porträtierte man im Zusammenhang mit der Begegnung Inter gegen Rom auf der Titelseite die beiden Top-Stars Romelu Lukaku und Chris Smalling. Überschrift: „Black Friday“. Ivan Zazzaroni, Chefredakteur des Corriere dello Sport rechtfertigte seine Überschrift dennoch. „Black Friday“ sei eine Lobpreisung des Andersseins, die den großartigen Reichtum dessen schätze. Weiter schreibt der 61-Jährige, dass es eine unschuldige Überschrift sei, die erst von anderen Reportern und Menschen „vergiftet“ werde. Zazzaroni reiht sich damit in eine ganze Liste absurder und fragwürdiger Aussagen und Vorschläge beim Umgang mit dem Rassismus-Problem im italienischen Fußball ein.
Quelle: https://www.theguardian.com/football/2019/dec/05/corriere-dello-sport-condemned-for-black-friday-front-page-with-lukaku-and-smalling
Real Roccabernarda
Bei der Amateurligapartie in der kalabresischen „Prima Categoria“ im März 2019 zwischen Real Roccabernarda und Komunikando wurde der 19-jährige Komunicando-Spieler Jarju Musa von der ersten Spielminute an von seinen Gegnern beleidigt. Zurufe wie „Puzzi“ („Du stinkst!“), „Negro!“ und „Salvini ti manderà a casa!“ („Salvini wird dich nach Hause schicken!“) prägten die Stimmung. Wenige Minuten vor dem Schlusspfiff verließen die Spieler von Komunikando nach einem offensichtlich absichtlichen Kopfstoß gegen Jarju Musa geschlossen das Spielfeld.
Komunicando-Trainer Renato Tarditi kommentierte das Spiel gegenüber der Presse: „Von der ersten Minute des Spiels an gab es ununterbrochen diese Beleidigungen. Nach der Tätlichkeit kurz vor Schluss zeigte der Trainer von Roccabernarda keine Skrupel, seinem Spieler zu dieser Aktion zu applaudieren. An diesem Zeitpunkt verließen wir das Spielfeld, ohne den Schlusspfiff abzuwarten. Musa weinte nach dem Spiel zehn Minuten lang unter der Dusche vor Enttäuschung und Wut.“
Immer häufiger gibt es Berichte aus Italien über rassistische Fangesänge, Beleidigungen gegenüber schwarzen Fußballern und Akte der Intoleranz, die wenig mit Fairplay zu tun haben. Wenn dies in unterklassigen Ligen wie der „Prima Categoria“ geschieht, in der Sport eigentlich eine viel wesentlichere Funktion der Inklusion und Spielfreude hat, während der Wettbewerbsgeist sekundär sein sollte, wirft das Fragen auf, die nicht nur die Welt des Fußballs, sondern das gesellschaftliche Klima insgesamt betreffen. Die Spieler von Komunicando haben mit ihrem vorzeitigen Verlassen des Spielfelds gezeigt, dass ein Team zu sein nicht bedeutet, das Spiel zu gewinnen, sondern an der Seite ihres Mitspielers Jarju Musa zu stehen, und die verbale und körperliche Gewalt nicht hinnehmen zu wollen.
Vonseiten des Teams Real Roccabernarda gab es keinerlei Intentionen der Entschuldigung. In einem Statement zum Rassismus-Vorwurf heißt es: „Man nennt das Reaktionsfouls, nicht Rassismus. […] Je mehr ihr uns bekämpft, desto mehr siegen wir. Eine Umarmung an alle ohne Unterscheidung.“
Quelle: https://www.calabriadirettanews.com/2019/03/25/calcio-e-razzismo-in-prima-categoria/?fbclid=IwAR3svLLNdNOE2B4JeFN1TBjHdVMlGEMD5cvgk9_lA_avtH78opKk4zwKHSw
Giovanni Datemasch
Ein antisemitischer Post bei Instagram sorgte im März 2019 nach dem Spiel von Askania Bernburg bei der BSG Chemie Leipzig für Aufregung. Askania-Torhüter Giovanni Datemasch hatte bei Instagram eine Story mit einem heiklen Detail veröffentlicht. Darin sind auf einem Foto er selbst, Chemie-Kapitän Stefan Karau und Torschütze Benjamin Schmidt unmittelbar nach dem 3:0 für die BSG zu sehen. Auf das Trikot von Datemasch wurde der Schriftzug „HASS!“ und auf den Oberarm von Karau ein Davidstern montiert.
Datemasch selbst gab sich am Sonntag kleinlaut. „Ich habe die Story gar nicht selbst erstellt“, sagte er gegenüber dem SPORTBUZZER. Vielmehr habe er sie bei Instagram gesehen und dann versehentlich repostet. „Ich bin nicht der Hellste in der App“, gab der 21-Jährige zu.
Quelle: https://www.sportbuzzer.de/artikel/skandal-leutzsch-bsg-chemie-leipzig-bernburg-antisemitismus-davidstern-hass/?fbclid=IwAR1t2peizq_s5S2sP2Do5OfjBgfwoX91kfF-QU5CFm2MrjAE6CRWZ20ES3s
Legia Warszawa Ultras
Es war ein unmissverständliches Statement. Beim Heimspiel des polnischen Meisters Legia Warschau gegen Miedz Legniza im März 2019 prangte ein Spruchband quer über die Fantribüne. „Warschau frei von Schwuchteln“ stand darauf, daneben waren die Buchstaben LGBT durchgestrichen.
Die Fans bezogen damit Stellung zur sogennanten „LGBT+ Charta“. Der liberale Bürgermeister Warschaus Rafal Trzakowski hatte sie im Februar präsentiert. Die Stadt verpflichtet sich darin zur Gleichberechtigung von Homo- und Bisexuellen und schlägt dafür konkrete Schritte vor. Sie ist zur Zielscheibe von rechten Politikern, Medien und eben auch Fußballfans geworden.
Quelle: https://ballesterer.at/2019/03/15/die-homophobie-polnischer-kurven/?fbclid=IwAR0z98NyyBU0L8RxqD20erbpuozCvFdVGK4KOdOCCgmrvpo_PJBRiE2ge6U
Chemnitzer FC
Fans und ein Spieler des Chemnitzer FC gedenken öffentlich eines verstorbenen Neonazis.
Vor dem Spiel des Regionalligisten Chemnitzer FC (CFC) gegen den VSG Altglienicke im März 2019 gab es eine Trauerbekundung, die Empörung ausgelöst hat. Fans des Chemnitzer FC gedachten im Stadion dem kürzlich zuvor verstorbenen Thomas Haller, der als bekennender Neonazi gilt. In einem Video ist zu sehen, dass vor der Fankurve ein schwarzes Transparent mit der Aufschrift „Ruhe in Frieden, Tommy“ gehisst war. Hinter dem Tor stand ein Trauergesteck. Fans entrollten auf der Tribüne zudem ein schwarzes Transparent mit weißem Kreuz. Auf der Videoleinwand des Vereins wurde ein Foto von Haller gezeigt.
Die Gedenk-Choreografie wurde vom Stadionsprecher des FC Chemnitz moderiert, der unter anderem sagte: „Wir möchten seiner Familie und allen, die Tommy als Mensch schätzten, hiermit unser tiefstes Mitgefühl aussprechen.“ Der Sprecher lobte Haller als „Anhänger mit Leidenschaft für unseren Verein“. Nach der Ansage des Stadionsprechers zündeten Fans Pyrotechnik, es folgte eine Art Schweigeminute.
Für zusätzliche Empörung sorgte noch, dass der CFC-Spieler Daniel Frahn nach einem Tor ein T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hools“ hochhielt.
Thomas Haller war einer der führenden Köpfe der lokalen Neonazi- und Hooligan-Szene und Mitbegründer der rechtsextremen Organisation „HooNaRa“ (Hooligans-Nazis-Rassisten), die bis 2007 aktiv war. Er leitete bis 2006 den Ordnungsdienst beim Chemnitzer FC, wie unter anderem die „Sächsische Zeitung“ schreibt. Auf der Webseite der linken politischen Wochenzeitung „Jungle World“ wird in einem Artikel ein Gespräch mit Haller aus dem Jahr 2006 wiedergegeben. Darin sagte Haller demzufolge, er glaube nicht mehr an die Demokratie – Deutschland brauche ein ganz neues System. Dem MDR zufolge hat Haller in den vergangenen Jahren die junge rechtsextreme Szene in Chemnitz mit aufgebaut.
Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/chemnitzer-fc-trauer-um-neonazi-der-fall-im-ueberblick-a-1257126.html#
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*Da in einer ersten Reaktion auf den letztwöchigen Rundbrief Interesse an einer spitzfindigen Formulierung bekundet wurde – inklusive Bitte um Klarstellung:
1) Der Ballon D’Orsch ist eine pazifistische Einrichtung.
2) Niemand hat die Absicht, eine Briefbombe zu bauen.
3) Wir machen das, weil wir ein absolut reines Gewissen haben.